Kurz & knapp: Berufsunfähigkeitsversicherung
Da die Erwerbsminderungsrente sehr gering ausfällt und Sie diese auch nicht immer gewährt bekommen, ist eine Unterstützung im Fall der Berufsunfähigkeit durch eine private Berufsunfähigkeitsrente sinnvoll. Diese kann neben den Regelungen zum Arbeitsschutz und der gesetzlichen Rente den Arbeitnehmer entlasten. Eine gute Beratung im Voraus und ein Vergleich der Konditionen sind wesentlich.
Neben Erwerbstätigen, die nicht auf ihr Arbeitseinkommen verzichten können oder wollen, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige sinnvoll. Letztere sind oft nicht gesetzlich versichert und bekommen keine staatliche Rente. Häufig sind sie dann auf die Leistungen der privaten Absicherung angewiesen. Auch für Studenten und Auszubildende bietet sie sich an. Je früher Sie die Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen und je gesünder Sie sind, desto günstiger ist sie.
Die Kosten variieren stark je nach Versicherungsanbieter und bestehender Krankheit. Wie viel Sie die Versicherung monatlich kostet und welche Rente Sie bekommen, können Sie direkt bei dem Versicherungsanbieter erfragen und so verschiedene Konditionen vergleichen.
Inhalt
Braucht man eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Das Einkommen ist für viele Deutsche die Haupteinnahmequelle, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Bricht diese krankheits- oder unfallbedingt weg, kann sich die finanzielle Situation schnell verschlechtern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung bietet eine Sicherheit, um Ihre wirtschaftliche Existenz auch in diesen Fällen zu sichern. Bei solch einem einschneidenden Ereignis und einer wegbrechenden Berufsfähigkeit gibt die BU-Versicherung Ihnen die Möglichkeit, ein finanziell gutes Leben zu führen.
Dieser Ratgeber gibt Ihnen die wichtigsten Informationen über die Berufsunfähigkeitsversicherung, wie und wann Sie sie abschließen sollten und wie Sie sie kündigen können. Wann ist die BU-Versicherung sinnvoll? Welche Kosten kommen bei einem Versicherungsabschluss auf Sie zu? Lesen Sie im Folgenden die Antworten auf diese und weitere Fragen nach.
Berufsunfähigkeit: Welche Versicherung lohnt sich?
Die Unfähigkeit, seinen Beruf auszuüben auf Grund von (Berufs-) Krankheiten wie einem Bandscheibenvorfall, Krebs, Long-Covid oder Depression, kann jeden überall treffen. Jeder Vierte wird, nach einer Analyse der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) 2018, in seinem Leben berufsunfähig. Was in diesem Fall für Personen, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind, zunächst bleibt, ist die Erwerbsminderungsrente der gesetzlichen Rentenversicherung. Diese ist jedoch erschreckend gering und durchschnittlich unter dem Grundsicherungsniveau. Sie beträgt durchschnittlich 950 Euro monatlich.
Doch auch mit der Versicherung zur Berufsunfähigkeit haben Sie nur teilweise vorgesorgt. Im Durchschnitt bekommen Sie nur 400 Euro monatlich ausgezahlt, was weiterhin keine ausreichende finanzielle Absicherung darstellt. Lohnt sich dann eine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt?
Bei dem Abschluss einer BU-Versicherung sollten Sie genau darauf achten, welche Bedingungen Sie erfüllen müssen und welche Regelungen gelten. Eine gute Beratung und Recherche sowie ein Versicherungsvergleich sind daher wesentlich. Behördlich zugelassene Versicherungsberater können Sie im Voraus kostenpflichtig bei der Wahl Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung unterstützen. Die Leistungen der Berufsunfähigkeitsversicherung zusammen mit der staatlichen Rente bilden schon eine bessere Existenzgrundlage.
Achtung: Online-Vergleichsportale führen oft nur ausgewählte Anbieter im Vergleich auf. Die Betreiber der Vergleichsportale leben häufig von der Abschlussprovision und sind als Versicherungsvermittler eingetragen.
Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist sinnvoll, wenn die Versicherung folgende Punkte bietet:
- Zahlung der Rente, wenn der Versicherte wegen Krankheit, Körperverletzung oder altersentsprechendem Kräfteverfall zu mindestens 50 Prozent nicht mehr in seinem zuletzt ausgeübten Beruf tätig sein kann
- keine Prüfung, ob eine andere Tätigkeit in Frage kommt (lediglich die letzte Berufstätigkeit ist maßgeblich)
- Berufsunfähigkeit zu mehr als 50 Prozent für voraussichtlich sechs Monate oder mehr
- rückwirkende Zahlung der Rente ab dem ersten Tag des Zeitraums
- rückwirkende Zahlung für mindestens drei Jahre bei verspäteter Meldung
- weltweite Geltung
- mögliche Stundung der Beitragszahlung während der Leistungsprüfung
- keine Kündigung oder Beitragserhebung, wenn sich später herausstellt, dass der Versicherungsnehmer ohne sein Verschulden Vorerkrankungen nicht angegeben hat
- keine Rückzahlung von gewährten Renten, wenn sich bei einer befristeten Anerkennung herausstellt, dass der Anspruch nicht bestand
Arbeitsunfähigkeit, Berufsunfähigkeit, Dienstunfähigkeit – Was ist der Unterschied?
Der Unterschied zur Arbeitsunfähigkeitsversicherung besteht darin, dass bei einer Berufsunfähigkeit der Arbeitnehmer den Tätigkeiten, die er speziell in seinem letzten Beruf ausübte, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nachgehen kann. § 172 Absatz 2 des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) regelt das wie folgt:
Berufsunfähig ist, wer seinen zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er ohne die gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, infolge Krankheit, Körperverletzung oder mehr als alternsentsprechendem Kräfteverfall ganz oder teilweise voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt Ihnen die Rente, wenn Sie voraussichtlich länger als sechs Monate Ihren Beruf nicht ausüben können. Dann geht die Versicherung davon aus, dass auf absehbare Zeit keine Besserung des Gesundheitszustandes eintritt.
Berufsunfähig sind Sie auch schon dann, wenn es sehr unwahrscheinlich bis ausgeschlossen ist, dass Sie mehr als 50 Prozent der Arbeit und Arbeitszeit des bisher ausgeübten Berufs noch erledigen können.
Arbeitsunfähig sind Sie, wenn ihr eingeschränkter gesundheitlicher Zustand zeitlich begrenzt ist und stets die Chance auf eine Rückkehr in den Beruf besteht.
Die Arbeitsunfähigkeitsversicherung ist demnach sinnvoll, wenn Sie in den ersten 6 Monaten der Krankheit zusätzlich zu Ihrem Krankengeld eine finanzielle Unterstützung bekommen wollen. Beachten Sie aber, dass sie keine eigene Versicherung bildet, sondern ein Zusatz in der BU-Versicherung darstellt. Die Dienstunfähigkeitsversicherung hingegen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte.
Wer sollte eine BU-Versicherung haben?
Sie sollten beachten, dass Sie vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung Gesundheitsfragen beantworten müssen. Sie sind verpflichtet, diese richtig und vollständig zu beantworten, damit der Versicherer nicht später vom Vertrag zurücktritt. Ein Rücktritt ist bei Angabe unrichtiger Gesundheitsdaten wegen einer “Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht” möglich. Haben Sie in die Versicherung bis dahin eingezahlt, kann es sein, dass Sie dieses Geld verloren haben, ohne dass Sie jemals eine Rente gezahlt bekommen.
Die einzelnen Versicherungsanbieter beurteilen die Antworten auf die Gesundheitsfragen sehr verschieden. So kann es sein, dass Sie mit denselben Gesundheitsdaten bei einem Anbieter eine günstige Versicherung bekommen und bei einem anderen gar keine Versicherung abschließen können. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen gibt es nicht.
Wenn Sie sich sorgen, ob Sie überhaupt eine Versicherung mit Ihren Vorerkrankungen abschließen können, sollten Sie eine anonyme Risikovoranfrage stellen. Vermittelnde Dienstleister fragen für Sie bei der Versicherung an, ob und zu welchen Bedingungen Sie diese mit Ihren Vorerkrankungen dort versichern würde.
Daneben besteht die Möglichkeit der Dienstunfähigkeitsversicherung für Beamte. Sie bekommen nach langjähriger Dienstzeit ein Ruhegehalt, welches die Erwerbsminderungsrente übersteigt. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht nötig. Beamte auf Widerruf und auf Probe sollten eine Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen, da sie noch keinen Anspruch auf ein Ruhegehalt haben.
Versicherung zur Berufsunfähigkeit: Worauf Sie noch achten sollten
Sind Sie gesund und genießen das Leben, denken Sie oft nicht daran, für den Fall der Krankheit und Berufsunfähigkeit vorzusorgen. Wichtig ist allerdings, dass Sie die Versicherung abschließen, wenn Sie noch in Ihren gesunden Jahren sind. Vor dem Abschluss der Versicherung müssen Sie Angaben zu Beruf, Hobbys und Gesundheitszustand machen. Daraus errechnet sich der Anbieter das Risiko einer möglichen Berufsunfähigkeit.
Einige Anbieter für Berufsunfähigkeitsversicherungen bieten folgende für Sie sehr günstige Konditionen: Können Sie Ihrem Beruf nicht mehr nachgehen, bekommen Sie nicht nur die Versicherungsleistung, sondern müssen die Beiträge auch nicht mehr bezahlen.
Zudem können Sie eine Dynamik vereinbaren, die sich an die Inflation oder an Einkommenssteigerungen anpasst. Eine Versicherung von 1000 Euro monatlich kann in zwanzig Jahren eine viel geringere Kaufkraft aufweisen. Diese Entwicklung sollte im Vertrag bedacht sein.
Bei einigen Versicherungen können Sie eine Erhöhung der Rente vereinbaren, wenn spezielle Ereignisse im Leben auftreten, wie ein Hausbau, eine Heirat oder die Geburt eines Kindes. Diese Nachversicherungsgarantie erhöht die Rente dann ohne erneute Gesundheitsprüfung.
Sie können auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Beitragsrückgewähr abschließen. Das bedeutet, dass Sie einen Teil Ihrer Beiträge zurückbekommen, wenn Sie bis zum Ende der Vertragslaufzeit gesund geblieben sind und die Versicherung nicht in Anspruch nehmen müssen. In der Praxis erhalten Sie dann nicht Ihre Beträge, sondern Ihren Anteil an den Überschüssen aus einer Kapitalanlage zurück. Das sind die Gewinne, die der Versicherer durch die Investition Ihrer Beiträge am Kapitalmarkt erwirtschaftet hat. Die Option der Beitragsrückgewährung ist aber die teurere Wahl. Zusätzliche Leistungen können die Übernahme von Reha-Maßnahmen und einmalige Übergangshilfen sein.
Die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine weitere Möglichkeit sich abzusichern. Hierbei zahlt direkt der Arbeitgeber die Beiträge. Für die Arbeitnehmer ist diese Variante vergleichsweise kostengünstig. Durch die staatliche Förderung ist die betriebliche Option steuer- und sozialversicherungsfrei, die private Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen nicht. Aber auch bei der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung wird die gesamte BU-Rente im Leistungsfall steuer-, kranken- und pflegeversicherungspflichtig.
Wie Sie die Versicherung zur Berufsunfähigkeit beenden
Die vereinbarte Dauer des Vertrages sollte bis zum Eintritt in den Altersruhestand im 67. Lebensjahr reichen. Wenn Sie den Versicherungsvertrag nicht mehr benötigen, weil Sie anderweitig für finanzielle Absicherung gesorgt haben, können Sie die Berufsunfähigkeitsversicherung immer kündigen oder kürzen. Da die Berufsunfähigkeitsversicherung keine Rentenversicherung bis an Ihr Lebensende ist, können Sie keine Leistungen nach Renteneitritt beziehen.
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine Kündigung zum nächsten Zahlungszeitpunkt zwar möglich, jedoch nicht sinnvoll, solange kein besserer Vertrag vorliegt. Bei einem späteren erneuten Abschluss riskieren Sie höhere Beiträge. Die Stundung oder eine gewisse Zeit der Beitragsbefreiung sind Möglichkeiten bei finanziellen Schwierigkeiten, die Sie mit dem Versicherungsanbieter besprechen können. Die Klausel zur Arbeitsunfähigkeitsversicherung kündigen Sie gleichzeitig mit der Kündigung des gesamten BU-Versicherungsvertrages.
Die Kosten der Berufsunfähigkeitsversicherung: Womit müssen Sie rechnen?
Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung variieren die Höhe der Kosten sowie der Umfang der Leistungen stark von Anbieter zu Anbieter. Sie sollten darauf achten, dass die damit erzielte Rente zusammen mit Ihren weiteren Einnahmen alle Ausgaben des Alltags absichert. Haushaltskosten, Miete, Kosten des Alltags und Altersvorsorge müssen Sie schließlich auch nach Eintritt der Berufsunfähigkeit zahlen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung soll eben den Einkommensteil ausgleichen, der durch die Unfähigkeit, den Beruf weiter auszuüben, wegfällt. Vermittler empfehlen, dass Ihnen ungefähr 80 Prozent vom derzeitigen Gehalt (Nettobetrag) als Rente bleiben sollen.
Berufseinsteiger, Auszubildende oder Studierende bezahlen für die Berufsunfähigkeitsversicherung oft niedrigere Kosten. Die Preise dieser “Starterpolicen” steigen jedoch nach Ablauf der Startphase häufig über den normalen Beitrag. Der Vorteil eines frühzeitigen Versicherungsabschlusses liegt darin, dass Sie in eine risikoarme Gruppe, wie die des Auszubildenden oder Studenten, eingestuft werden. Ein späterer Berufs- und Tätigkeitswechsel hin zu einer risikoreicheren und damit für die Versicherung teureren Berufsgruppe wirkt sich weder auf die Einstufung noch auf die Kosten aus.
Grundsätzlich gilt: Je früher Sie die Versicherung abschließen und je gesünder Sie sind, desto günstiger ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Weitere Informationen zur BU-Versicherung bekommen Sie direkt beim Anbieter.
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