Kurz & knapp: Fachanwalt für Arbeitsrecht
Jeder Fachanwalt ist ein Anwalt, nicht jeder Rechtsanwalt aber ist auch zugleich Fachanwalt. Beim Fachanwalt handelt es sich um einen offiziellen Titel, den Anwälte im Rahmen einer Fortbildung erwerben können.
Das Arbeitsrecht regelt die rechtliche Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Ein Anwalt für Arbeitsrecht hat sich auf dieses Gebiet spezialisiert. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber können einen Fachanwalt für Arbeitsrecht einschalten, wenn es zu Konflikten kommt, die sich nicht mehr auf anderem Wege lösen lassen. Hier finden Sie eine Auflistung der häufigsten Situationen, in denen ein Fachanwalt für Arbeitsrecht Unterstützung bieten kann.
Anwaltliche Unterstützung kann sinnvoll sein, wenn es in einem Arbeitsverhältnis zu Konflikten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kommt. Das kann beispielsweise im Falle einer Abmahnung, bei Streitigkeiten über Urlaub und Arbeitszeiten, einer Kündigung oder Unstimmigkeiten über die Arbeitsbedingungen der Fall sein.
Welche Kosten durch einen Anwalt für Arbeitsrecht auf Sie zukommen, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem davon, ob es zu Klage und Gerichtsverhandlung kommt und wie hoch der Streitwert ist. Weiter unten finden Sie eine ausführliche Erklärung zu den anwaltlichen Kosten im Arbeitsrecht.
Inhalt
Was kann eine Fachkanzlei für Arbeitsrecht für mich tun?
Die gesetzlichen Bestimmungen im deutschen Arbeitsrecht sind auf insgesamt über 100 verschiedene Gesetze verteilt. So gibt es unter anderem ein eigene Gesetze für den Kündigungsschutz und Urlaubsregelungen, für den Mutterschutz, die Betriebsratsarbeit und so weiter. Das kann, vor allem in Konfliktsituationen, schnell einschüchternd und unübersichtlich wirken. Hier kann ein Fachanwalt für Arbeitsrecht Abhilfe schaffen: Durch seine fachliche Erfahrung und das detaillierte Wissen auf dem Themengebiet ist er in vielen Situationen eine angemessene Vertretung in arbeitsrechtlichen Fragen, seien es Beratung, Korrespondenz oder die Einreichung einer Klage.
Ein Fachanwaltstitel weist die Spezialisierung des Anwaltes sowie dessen jahrelange Erfahrung in diesem Fachbereich aus. Grundsätzlich dürfen aber alle Anwälte frei wählen, welche Rechtsgebiete sie als Interessenschwerpunkte wählen. Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht muss also nicht zwangsläufig besser sein als ein Anwalt, der sich selbst bereits seit Jahrzehnten mit dem Arbeitsrecht befasst.
In welchen Fällen sollte ich einen Fachanwalt für Arbeitsrecht einschalten?
Ein Arbeitsverhältnis ist komplex und beinhaltet zahlreiche Vereinbarungen darüber, wie die Arbeitsbeziehung gestaltet sein soll. Folglich kann auch das Konfliktpotential schnell groß werden. Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht kann Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Ernstfall beraten und auch vertreten. Dies sind die häufigsten Streitfälle, in denen die Unterstützung durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht sinnvoll sein kann:
- Kündigung: Nicht immer läuft eine Kündigung reibungslos ab. In manchen Fällen gibt es sogar Uneinigkeit über deren Wirksamkeit. Falls Sie als Arbeitnehmer Zweifel an der Rechtmäßigkeit Ihrer Kündigung haben, kann es sinnvoll sein, sich zeitnah anwaltlich beraten zu lassen, um eine fachliche Einschätzung über Ihre weiteren Handlungsmöglichkeiten zu erhalten. Viele Kanzleien bieten dies sogar kostenfrei an. Beachten Sie hierbei: Nach Erhalt der Kündigung haben Sie nur drei Wochen Zeit, um gegebenenfalls Kündigungsschutzklage einzureichen. Wollen Sie sich diese Option offen halten, sollten Sie also möglichst schnell handeln.
- Arbeitszeit-Themen: Bei Unstimmigkeiten, die die Arbeitszeit, Urlaub oder Überstunden betreffen, kann ein Anwalt ebenfalls behilflich sein. Arbeitgebern kann ein Fachanwalt in puncto Arbeitnehmerüberlassung zusätzlich beratend zur Seite stehen und sie im Ernstfall auch gerichtlich vertreten.
- Vertragsverhandlungen: Bei Verhandlungen über einen Arbeits- oder Aufhebungsvertrag haben Arbeitgeber oft mehr Erfahrung als Arbeitnehmer vorzuweisen. Gerade für Letztere kann eine anwaltliche Einschätzung also wichtig sein, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken und eine zufriedenstellende Einigung zu erzielen.
- Abmahnungen und Mobbing: Ein Fachanwalt kann Ihre Abmahnung prüfen und weiß, wie Sie vorgehen sollten, um eine Gegendarstellung der behaupteten Vorfälle zu verfassen. Sollte es zu Mobbing gekommen sein, kann ein Fachanwalt Sie zum weiteren Vorgehen und dem richtigen Sammeln von Beweisen beraten.
Wie wird man Fachanwalt für Arbeitsrecht?
Um einen Fachanwaltstitel für sich beanspruchen zu können, reicht ein Studium der Rechtswissenschaften bei Weitem nicht aus. Ein Fachanwalt ist ein Experte auf seinem oder ihrem Gebiet – und den Expertenstatus erreichen auch Volljuristen erst durch mehrjährige berufliche Erfahrung, fachspezifisches Wissen und eine erfolgreiche Antragstellung bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer.
Fachanwalt kann grundsätzlich erst werden, wer seit mindestens drei Jahren mit Rechtsanwaltszulassung tätig ist. Zum Nachweis seiner besonderen Kenntnisse werden spezielle Fachanwaltslehrgänge für Arbeitsrecht angeboten, deren Besuch obligatorisch ist. Der Lehrgang hat einen Umfang von 120 Stunden hat und mit drei umfangreichen Klausuren bestanden werden muss. In diesem Lehrgang müssen alle Bereiche des Fachgebiets abgedeckt werden, damit der Fachanwalt ein lückenloses Wissen auf seinem Gebiet nachweisen kann. Für die praktische Erfahrung muss ein angehender Fachanwalt für Arbeitsrecht außerdem mindestens 100 Fälle weisungsfrei bearbeitet haben.
Wichtig! Grundsätzlich darf sich jeder Anwalt frei für besondere Interessensschwerpunkte entscheiden, also auch jederzeit das Arbeitsrecht wählen. Nicht jeder Anwalt entschließt sich dazu, die Fortbildung zum Fachanwalt für Arbeitsrecht oder andere Rechtsgebiete zu absolvieren. Diese geht nämlich nicht nur mit zusätzlichen Kosten, sondern auch einem großen Zeitaufwand – neben dem Beruf – einher. Ein Rechtsanwalt, der sich seit 20 Jahren mit dem Arbeitsrecht befasst, bringt also auch ohne den gesonderten Titel sehr viel Erfahrung in dem Bereich mit.
Was kostet ein Fachanwalt für Arbeitsrecht?
In Deutschland sind die Gebühren für anwaltliche Leistungen im Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) geregelt. Der Gegenstandswert, im Gerichtsverfahren Streitwert genannt, bildet die Grundlage für die entstehenden Gebühren. Der Streitwert entspricht dabei der Summe, die eine Seite von der anderen einklagen möchte. Falls es im Verfahren nicht um die Zahlung einer konkret benannten Geldsumme geht, gibt es für die häufigsten Szenarien festgelegte Formeln, nach denen der Streitwert ermittelt werden kann. In der Regel wird sich hierbei am Monatsgehalt des Arbeitnehmers orientiert.
Wenn der Streitwert ermittelt ist, lassen sich anhand dieser Summe die voraussichtlichen Rechtsanwaltsgebühren errechnen. Diese richten sich danach, welche Schritte der Fachanwalt für Arbeitsrecht im Laufe des Rechtsstreits unternimmt. Das Einreichen einer Klage ist beispielsweise mit dem 1,3-fachen einer Gebühr zu multiplizieren, während für die Wahrnehmung eines Gerichtstermins das 1,2-fache einer Gebühr fällig wird.
In arbeitsrechtlichen Verfahren zahlen die Parteien ihre Anwaltskosten grundsätzlich selbst. Die Gerichtskosten übernimmt hingegen der Verlierer des Prozesses. Wenn der Prozess mit einem Vergleich ausgeht, fallen keine Gerichtskosten an. Eine Rechtsschutzversicherung kann vor zu hohen Kosten schützen. In Härtefällen können Personen außerdem Prozesskostenhilfe beantragen.
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