Nach einem anstrengenden Arbeitstag in den wohlverdienten Feierabend gehen, das stellt für so manchen Arbeitnehmer den Höhepunkt des Tages dar. Doch nicht für alle endet der Arbeitstag auch tatsächlich am Ende des Tages, denn in vielen Gewerben wird auch nachts gearbeitet.
Kurz & knapp: Nachtzuschlag
Der Nachtzuschlag ist keine Pflicht. § 6 Abs. 5 ArbZG schreibt jedoch vor, dass der Arbeitgeber entweder einen angemessenen Zuschlag zahlen oder bezahlte freie Tage als Ausgleich für Nachtarbeit gewähren muss. Ein Anspruch kann sich aber aus dem Arbeits- oder Tarifvertrag ergeben.
Nachtschichtzuschläge betragen normalerweise 25 Prozent, können aber auch auf 30 Prozent erhöht werden, wenn der Betroffene dauerhaft nachts arbeitet.
Diese Frage regelt § 2 Abs. 3 und 4 ArbZG: Hierfür muss der Arbeitnehmer regelmäßig mindestens zwei Stunden während der Nachtzeit arbeiten. Nur dann zahlt der Arbeitgeber ggf. einen Nachtzuschlag. Eine genaue Erläuterung lesen Sie hier.
Inhalt
Spezifische Informationen zum Nachtzuschlag:
Nachtarbeiter werden häufig einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt. Denn nicht nur, dass sie ihrer Arbeit ohne Tageslicht nachkommen müssen, die nächtliche Aktivität stört auch den natürlichen Biorhythmus des Körpers und ist deshalb gesundheitsschädlicher als das Arbeiten in der Tagesschicht. Außerdem leiden Familien- und Sozialleben darunter, wenn der Angestellte regelmäßig die Nacht durcharbeiten muss und den Tag verschläft.
Nachtarbeitern wird deshalb eine Zulage gezahlt, die die Strapazen ausgleichen soll. Dies ist der sog. Nachtschichtzuschlag oder einfach der Nachtzuschlag. Der folgende Ratgeber verrät Ihnen alles, was Sie zum Nachtzuschlag wissen müssen.
Was sagt das Arbeitszeitgesetz zur Nachtarbeit?
Das deutsche Arbeitszeitgesetz (ArbZG) ist ein Gesetz zum Arbeitsschutz und regelt die zulässige Arbeitszeitgestaltung. Neben Mindestruhepausen, Arbeitsruhe und der Anzahl der täglichen Arbeitsstunden behandelt es auch Sonn-, Feiertags- und Nachtzuschläge.
Die Nacht- bzw. Schichtarbeit und der Nachtzuschlag werden im § 6 der ArbZG behandelt. Dieser besagt u. a. dass:
- die tägliche Arbeitszeit für Nachtarbeiter nicht länger als 8 Stunden sein darf.
- die Arbeitszeit auf 10 Stunden verlängert werden kann, wenn innerhalb von 4 Wochen bzw. eines Kalendermonats die durchschnittliche werktägliche Arbeitszeit weiterhin 8 Stunden beträgt.
- Nachtarbeiter das Recht haben, sich alle drei Jahre in regelmäßigen Zeitabständen arbeitsmedizinisch untersuchen zu lassen. Ab einem Alter von 50 Jahren kann diese Untersuchung sogar jährlich erfolgen. Die Kosten werden vom Arbeitgeber getragen.
- Nachtarbeiter unter bestimmten Umständen eine Versetzung auf einen geeigneten Tagesarbeitsplatz verlangen können.
- Nachtarbeitern entweder ein angemessener Freizeitausgleich oder ein gesetzlicher Nachtzuschlag auf das Bruttogehalt zusteht, sofern es keine anderweitige tarifvertragliche Ausgleichsregelung gibt.
- die Nachtarbeit ihre Gesundheit gefährdet und dies arbeitsmedizinisch festgestellt wurde, oder
- sie ein Kind unter zwölf Jahren oder einen schwerpflegebedürftigen Angehörigen betreuen müssen.
Außerdem dürfen keine dringenden betriebsbedingten Umstände der Versetzung auf einen Tagesarbeitsplatz entgegenstehen. Ansonsten ist eine Vereinbarung zwischen dem Personal- oder Betriebsrat und dem Arbeitgeber zu treffen.
Nachtzuschlag: Ab wie viel Uhr gibt es eine Zulage für die Nachtschicht?
Aber ab wie viel Uhr gibt es Nachtzuschlag bzw. ab wann gilt eine Beschäftigung als Nachtarbeit?
In Deutschland berechtigt Arbeit, die zwischen 23 und 6 Uhr ausgeübt wird, zum Erhalt der Nachtschichtzulage. Einzige Ausnahme stellen hier Bäckereien und Konditoreien dar: Für diese wird die Nachtarbeit in der Zeit von 22 bis 5 Uhr definiert. Der Nachtzuschlag ist für Bäcker jedoch der gleiche wie für Arbeitnehmer in anderen Gewerben. Dies ist im § 2 des Arbeitszeitgesetzes festgeschrieben.
Sobald ein Arbeitnehmer regelmäßig mehr als zwei Stunden während dieses Zeitraums arbeitet, gilt seine gesamte Tätigkeit als Nachtarbeit und es muss Nachtzuschlag gezahlt werden. Das heißt, dass ein Angestellter, der z. B. von 18 Uhr bis 2 Uhr morgens seiner Tätigkeit nachgeht, bereits Nachtarbeit leistet. Der Zuschlag wird allerdings nur für die drei Arbeitsstunden gezahlt, die in der Nachtzeit liegen.
Für wen besteht ein Nachtarbeitszeitverbot?
Nicht allen Angestellten ist es erlaubt, zu den Nachtzeiten zu arbeiten. So sieht das Jugendarbeitsschutzgesetz ein generelles Beschäftigungsverbot für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren in der Zeit von 20 Uhr bis 6 Uhr vor. In vielen Einzelbranchen gelten jedoch Ausnahmen von dieser Regelung für Jugendliche ab 16 Jahren.
Nach dem alten Gesetz zum Mutterschutz war es auch werdenden und stillenden Müttern untersagt, zwischen 20 Uhr und 6 Uhr zu arbeiten. Gemäß der Änderung dieses Gesetzes vom 1. Januar 2018 kann eine werdende Mutter nun auf eigenen Wunsch von 20 Uhr bis 22 Uhr arbeiten, sofern keine medizinischen Gründe vorliegen, die dagegen sprechen. Da diese Arbeitszeit aber noch nicht unter die Definition von Nachtarbeit im Sinne des Arbeitszeitgesetzes fällt, erhalten die Frauen hierfür keinen Nachtzuschlag.
Muss der Arbeitgeber Nachtzuschlag zahlen?
Arbeitnehmer haben gesetzlich das Recht auf eine Vergütung von Nachtarbeit – selbst, wenn dieser Ausgleich nicht im tariflichen Arbeitsvertrag geregelt ist. Bei diesem Ausgleich muss es sich aber nicht zwingend um einen Nachtarbeitszuschlag handeln.
Statt Nachtschichtzulagen zu zahlen, kann ein Arbeitgeber seinen Nachtarbeitnehmern auch einen Freizeitausgleich gewähren. Dies bedeutet, dass dem Angestellten für die nächtlichen Arbeitsstunden eine angemessene Zahl vergüteter freier Tage zusteht.
Der Arbeitgeber darf selbst entscheiden, ob er seinen Nachtarbeitern einen Nachtzuschlag zahlt, freie Tage einräumt oder beide Ausgleichsmöglichkeiten miteinander kombiniert.
Wie hoch ist der Nachtzuschlag?
Viele Arbeitgeber stellen sich die Frage, wie der Nachtzuschlag zu berechnen ist. Der Zuschlag wird für jede Stunde Nachtarbeit geleistet und richtet sich deshalb nach dem Bruttolohn pro Stunde.
Generell betragen die Zuschläge bei Nachtarbeit 25 Prozent des Bruttostundenlohns und sind zwischen 20 und 6 Uhr steuerfrei.
Wird die Arbeit zwischen 0 und 4 Uhr geleistet, sind sogar Zuschläge von 40 Prozent steuerfrei. Dies ist darin begründet, dass der Gesetzgeber diese Zeiten als besonders belastend ansieht.
Es gibt Ausnahmen, in denen die Höhe der Zulage anders berechnet wird. Diese werden im Folgenden aufgelistet:
- Im Tarifvertrag ist eine andere Berechnung für den Nachtzuschlag vereinbart worden.
- Stellt die Nachtarbeit eine spürbar geringere Arbeitsbelastung dar als die Arbeit während des Tages, kann der Nachtdienstzuschlag auch geringer ausfallen. Dies kann z. B. bei einem Bereitschaftsdienst der Fall sein.
- Bei einer erhöhten Belastung aufgrund von Dauernachtschicht können auch Zuschläge in Höhe von 30 Prozent des Bruttostundenlohns gezahlt werden.
Inwieweit eine geringere oder höhere Arbeitsbelastung bei der Nachtarbeit besteht und ob der gesetzliche Nachtzuschlag dementsprechend verringert oder erhöht werden kann, wird in erster Linie von einem Arbeitsgericht beurteilt.
Ob Kraftfahrer, Pflege oder Gastronomie: Der Nachtzuschlag ist für alle gleich
Die Höhe der tarifungebundenen Nachtzuschläge wurde in einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts konkretisiert. Dieses hatte im April 2014 den zustehenden Nachtzuschlag für einen Lkw-Fahrer festgelegt. Dessen Nachtzuschlag als Berufskraftfahrer belief sich zunächst auf 11 Prozent und später 20 Prozent, die ihm von seinem nicht tarifgebundenen Arbeitgeber gezahlt wurden. Der Lkw-Fahrer empfand diese Zuschlagshöhe als nicht angemessen und verlangte einen Nachtzuschlag von 30 Prozent aufgrund der erhöhten Belastung durch die Dauernachtarbeit. Er erhielt Recht.
Mit diesem Urteil regelte das BAG nicht nur die Nachtzuschläge für Lkw-Fahrer, sondern fällte eine grundsätzliche Entscheidung, die sich auf alle anderen Gewerbe übertragen lässt: Der Nachtzuschlag in der Pflege ist demnach der gleiche wie der Nachtzuschlag im Baugewerbe – sofern es keine anderweitige tarifvertragliche Regelung gibt.
Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Ein Arbeitnehmer arbeitet in der Gastronomie und erhält Nachtzuschlag. Er beginnt am 26. Dezember (2. Weihnachtstag) um 23 Uhr seine Schicht, die am 27. Dezember – einem regulären Werktag – um 8 Uhr morgens endet. In dieser Zeit erhält er:
- für die Arbeitszeit von 23 bis 0 Uhr: 150 % Feiertagszuschlag und 25 % Nachtzuschlag
- für die Arbeitszeit von 0 bis 4 Uhr: 150 % Feiertagszuschlag und 40 % Nachtzuschlag pro Stunde
- für die Arbeitszeit von 4 bis 6 Uhr: 25 % Nachtzuschlag pro Stunde
- für die Arbeitszeit von 6 Uhr bis 7 Uhr: keine Zuschläge
Besteht auch bei Mindestlohn Anspruch auf Nachtzuschlag?
Mit einem Urteil vom September 2017 entschied das Bundesarbeitsgericht, dass als untere Basis für Nachtzuschläge der Mindestlohn gilt. Wird im Tarifvertrag eine geringere Stundenvergütung als der gesetzliche Mindestlohn vereinbart, kann diese nicht als Berechnungsgrundlage für den Nachtzuschlag herangezogen werden. (Az. 10 AZR 171/16)
In dem vorliegenden Fall hatte eine Arbeitnehmerin einen Tarifvertrag erhalten, der einen Stundenlohn von 7 Euro und einen Nachtzuschlag von 25 Prozent des Bruttostundenlohns festschreibt. Der gesetzliche Mindestlohn betrug zu diesem Zeitpunkt (also im Jahr 2015) 8,50 Euro. Die Arbeitnehmerin klagte die Differenz ein, die sich zwischen ihrem erhaltenen Nachtzuschlag und dem Nachtzuschlag, wie er auf Grundlage des Mindestlohns berechnet worden wäre, bestand. Sowohl das Arbeitsgericht Bautzen als auch das Sächsische Landesarbeitsgericht gaben ihr Recht und verurteilten die beklagte Arbeitgeberin zur Differenzzahlung. Das Bundesarbeitsgericht bestätigte mit seinem Grundsatzurteil diese Entscheidung.
BabyDriver meint
17. August 2024 at 16:38
Hallo an alle hier !
Auch ich habe eine Frage bezüglich Nachtarbeit und Zuschlägen sowie Vergütung der Zeiten eine Frage .
Ich arbeite seit geraumer Zeit als Kurier-/Kraftfahrer unter anderem auch in der Nacht .
Eine Nachtschicht beginnt bei mir zwichen 20:30 und 21:00 und endet ca 7:00-8:00 .
Nach einigen Belesungen würde ich somit von 23:00-6:00 , quasi 7 Stunden , Nachtzuschlag bekommen welcher sich bei mir auf 20% beläuft.
Nach einigen Gesprächen mit Kollegen ect wurde wohl bemerkt das wir nur 5 von 7 Stunden in der Nacht diesen Zuschlag bekommen !?!?
Warum aber zahlt der AG nur 5 Stunden den Zuschlag und nicht aber die 7 Stunden ?
Meinem Kopf zufolge ist dies doch nicht akzeptabel oder ?
Wenn ich 7stunden in der Nacht arbeite möchte ich doch auch diese 7 Stunden den Zuschlag bekommen.
Bei uns ist es so das der AG von der gesamten eingeplanten Arbeitszeit die Pause mit einkalkuliert.
Bsp : Eine Tour wird mit 8h gelistet so steht auf dem Tourenplan 8h30 gesamte zeit wegen einer halben Stunden Pause.
Ab 9h Arbeitszeit werden jedoch 45 min Pause berechnet. Somit wäre diese Tour mit 9h dann auf 9h45 gesetzt.
Jetzt frage ich mich natürlich ob man mir die Pause dann abzieht , womit ich ja kein Problem habe, in der Nachtarbeitszeit.
Aber selbst dann wären bei mir ja eine Restnachtzeit von 6h15 über.
Wie kann es dann sein das mir dennoch 1h15 fehlen ?
Für mehr Infos ect um diese Frage beantworten zu können einfach schreiben 🙂
Vielen Dank schon mal im Voraus !