Key Facts
- Beim Quiet Firing werden Arbeitnehmer durch ihre Vorgesetzten subtil zur Kündigung gedrängt.
- Gründe können die Vermeidung von unangenehmen Kündigungsgesprächen oder die Zahlung einer Abfindung sein.
- Laut Arbeitsrecht ist Quiet Firing nicht verboten, zeugt aber grundsätzlich von einem schlechten Führungsstil.
Was bedeutet Quiet Firing?
Inhalt
Quiet Firing lässt sich aus dem Englischen als leises oder stilles Feuern übersetzen und beschreibt ein Verhalten von Führungskräften. Diese versuchen dabei auf subtile Art Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu drängen, indem diese zur Kündigung bewegt werden. Es handelt sich bei diesem Vorgehen somit nicht um eine direkte Kündigung durch den Arbeitgeber, stattdessen wird eine Situation herbeigeführt, in der der Mitarbeiter von sich aus das Unternehmen verlässt.
Dabei gilt es zu beachten, dass Quiet Firing nicht mit Mobbing gleichzusetzen ist, denn die Vorgesetzten gehen dabei in der Regel unterschwelliger vor. Daher kann sich der Prozess bis zur Kündigung durch den Arbeitnehmer über Wochen, Monate oder sogar Jahre ziehen. Dabei variieren die Methoden beim Quiet Firing. Mögliche Anzeichen sind unter anderem:
- Entziehung von Aufgaben durch den Arbeitgeber/Vorgesetzten
- Zuteilung sinnloser Beschäftigung
- Ausgrenzung am Arbeitsplatz
- Äußerung übermäßiger Kritik
- Unzufriedenheit unter den Angestellten
- Verweigerung von Beförderungen
- Mangel an Kommunikation
Wie diese Auflistung zeigt, zielt Quiet Firing vor allem darauf ab, den Mitarbeiter beruflich ins Abseits zu stellen.
Quiet Firing vs. Quiet Quitting – worin liegt der Unterschied?
Wie zuvor ausgeführt, zielt Quiet Firing von Seiten des Arbeitgebers auf eine Kündigung ab. Beim Quiet Quitting ist die Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht das Ziel, vielmehr entschließen sich Arbeitnehmer dazu, nur noch Dienst nach Vorschrift zu leisten. Überstunden oder zusätzlicher Aufwand werden dabei vermieden.
Warum wählen Arbeitgeber die leise Kündigung?
Die Tätigkeit als Führungskraft geht mit Befugnissen, Rechten und Pflichten einher. Neben erfreulichen Aufgaben, wie der Planung spannender Projekte oder der Beförderung von Mitarbeitern, hat die Position aber auch unschöne Aspekte. So müssen unter Umständen Abmahnungen und Kündigungen ausgesprochen werden. Nicht jeder Vorgesetzter ist für die Schattenseiten seiner Tätigkeit geeignet, sodass dieser ggf. auf Quiet Firing zurückgreift. Mögliche Gründe dafür können der nachfolgenden Auflistung entnehmen:
- Vermeidung von Konfrontationen: Unter anderem aus Angst vor den Reaktionen des betroffenen Mitarbeiters gehen Führungskräfte unangenehmen aus dem Weg.
- Gescheiterte Einigung: Gab es bereits mehrere Versuche, Probleme zu lösen, kann sich dies negativ auf die Bereitschaft für weitere Gespräche auswirken.
- Vermeidung von Abfindungszahlungen: Bei einer Kündigung durch den Arbeitgeber kann ein Anspruch auf Abfindung bestehen. Diese lässt sich umgehen, wenn der Mitarbeiter aus eigenem Antrieb das Unternehmen verlässt.
- Fehlender Kündigungsgrund: Aufgrund des gesetzlichen Kündigungsschutzes ist die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses in der Regel nur bei einem triftigen Grund möglich. Fehlt dieser, ist eine Entlassung von Seiten des Arbeitgebers meist nicht möglich.
- Persönliche Differenzen: Nicht immer stimmt die Chemie zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter, was die Zusammenarbeit erschweren kann. Ein triftiger Kündigungsgrund ist dies allerdings nicht.
Grundsätzlich ist Quiet Firing laut Arbeitsrecht nicht verboten, solange der Mitarbeiter nicht offensichtlich diskriminiert wird oder die Führungskraft gegen andere Vorschriften verstößt. Allerdings zeugt das Zurückgreifen auf solche Maßnahmen von einem schlechten Führungsstil.
Welche Folgen hat Quiet Firing und was tun Betroffene?
Auch wenn Quiet Firing meist legal ist, kann dieses Vorgehen weitreichende negative Auswirkungen haben. So kann die mentale Gesundheit des betroffenen Arbeitnehmers leiden. Frust, Motivationslosigkeit, Stress und ein sinkendes Selbstvertrauen bzw. Selbstwertgefühl können unter Umständen in einem Burn-out resultieren.
Auch eine Verschlechterung der Stimmung im Team und ein Vertrauensverlust unter den Mitarbeitern kann die Folge sein. So stellen sich die verbliebenen Angestellten vielleicht die Frage: Wer ist als nächstes dran? Dadurch kann es intern zu einem erhöhten Konfliktpotenzial kommen.
Nicht zuletzt wird meist auch das Unternehmen durch Quiet Firing beeinträchtigt. Zum einen kann ein Imageschaden drohen, zum anderen besteht die Gefahr, dass es durch das Ausscheiden des Mitarbeiters zu einem Verlust von Fachwissen kommt.
Damit es gar nicht erst zu diesen Folgen kommt, gilt es Maßnahmen zu ergreifen, um Quiet Firing vorzubeugen. Vorgesetzte und Mitarbeiter sollten frühzeitig das Gespräch suchen und nach einer gemeinsamen Problemlösung suchen. So gilt es etwa, die Möglichkeit einer Versetzung zu prüfen, wenn es zwischenmenschlich nicht passt. Ist die Fortführung des Beschäftigungsverhältnisses nicht möglich, ist es in der Regel sinnvoll, im beiderseitigen Einvernehmen einen Aufhebungsvertrag anzustreben.
Was tun gegen Quiet Firing durch den Chef?
Wer als Mitarbeiter mit Quiet Firing konfrontiert ist, befindet sich in einer schwierigen Lage. Daher gilt es, mit Bedacht zu handeln. Dabei gilt:
- Situation analysieren: Betrachten Sie Ihren Arbeitsalltag möglichst neutral und klären Sie, ob der Vorgesetzte wirklich Quiet Firing betreibt oder im Unternehmen andere Probleme – wie etwa eine geringe Auftragslage oder eine interne Umstrukturierung – bestehen.
- Leistungen dokumentieren: Sehen Sie sich immer wieder Kritik ausgesetzt, sollten Sie Ihre Tätigkeiten festhalten. So können Sie auch negatives Feedback entkräften.
- Mit Vorgesetzten sprechen: Vereinbaren Sie einen Termin und sprechen Sie Missstände direkt an. Beim Quiet Firing werden Gespräche häufig verschoben oder generell abgeblockt. Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Nutzen Sie im Gespräch auch Ihre dokumentierten Leistungen. Gehen Sie zudem auf Kritik ein und versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Chef eine Lösung zu finden.
- Optionen abwägen: Versucht Ihr Vorgesetzter Sie tatsächlich durch Quiet Firing loszuwerden, lässt sich dieser Umstand meist nicht ändern. Daher sollten Sie frühzeitig alle Optionen prüfen. Gibt es in Ihrem Unternehmen die Möglichkeit auf eine Versetzung? Ist ein neuer Job vielleicht die beste Lösung? Eine Kündigung sollten Sie allerdings in der Regel erst in Betracht ziehen, wenn Sie bereits eine neue Stelle haben. Mitunter entschließt sich der Arbeitgeber doch von sich aus zu einer Kündigung und Sie können eine Abfindung erhalten.
FAQ: Quiet Firing
Unter Quiet Firing wird laut Definition ein Vorgehen verstanden, bei dem Führungskräfte Angestellte auf subtile Art zur Kündigung drängen. Informationen zu möglichen Anzeichen finden Sie hier.
Wollen Arbeitnehmer trotz Quiet Firing an ihrem Job festhalten, sollten diese das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Dabei kann es unter Umständen auch sinnvoll sein, die Personalabteilung und den Betriebsrat einzubinden.
Unter bestimmten Umständen kann Quiet Firing illegal sein. Etwa wenn Angestellte im Zuge dessen am Arbeitsplatz diskriminiert werden. Der Nachweis gestaltet sich allerdings meist schwierig.
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